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"Prater Garten" – Berlins ältester Biergarten

Muss man sich das antun? Sich bei knapp 30 °C, ohne Schattenplatz, kein WC in der Nähe, unter Hunderten, Tausenden oder gar Hunderttausenden von Menschen ein WM-Spiel mit Deutschland anzusehen? Als Deutschland gegen Serbien verlor, war ich im „Prater Garten“. Es gab mehrere Bildschirme, wobei die Qualität etwas zu wünschen übrig ließ, entweder zu blasse Farben oder spiegelig. Außerdem stand ich wo auch immer, irgendwie im Weg. An sich finde ich es schon schöner, wenn es nur eine und dann dafür aber große Leinwand gibt.

Deshalb bevorzugte ich am Sonntag das Spiel gegen England zuhause am Fernseher zu verfolgen und nebenbei zu  grillen. Um den Sieg doch noch ein wenig öffentlich zu feiern, bot sich wie vor Jahren bei der WM 2006 und EM 2008 schon die Kreuzung am U-Bhf Eberswalder Straße an. Schon kurz hinter der Schönhauser Allee/Gleimstraße war die Straße von Polizisten für den Verkehr abgesperrt worden. Allerdings frage ich mich schon, warum die Kreuzung Danziger Str./Schönhauser Allee von Fans „besetzt“ wird, weil Deutschland ein Spiel gewonnen hat? Tja, das ärgert bestimmt den einen oder anderen Straßenbahnbenutzer oder Autofahrer.

Im „Prater Garten“ allerdings ging es trotz der vielen Besucher bei dem Spiel gegen Serbien sehr zügig am Tresen voran. Auch ansonsten ist der Biergarten vom „Prater Garten“ ein Biergarten, wie man ihn nicht so häufig in Prenzlauer Berg findet. Ausnahmen sind in Prenzlauer Berg das „Mädcheninternat“ oder der „Sommergarten-Pfefferberg“. Auffällig für den „Prater Garten“ ist, dass man neben hippen Mitte-Typen auch den ganz „normalen “ Besucher, jung wie alt, hier antrifft. Eine sehr schöne Mischung.  Der „Prater Garten“ ist der älteste (seit 1837) in Berlin. Da der Biergarten sich in der Kastanienallee befindet, aber nicht direkt an die Straße grenzt, vergisst man sehr schnell, mitten in Berlin zu sitzen.

Cafés mit Wohnzimmer-Ambiente

In Berlin findet man zuhauf mit Sperrmüllmobiliar eingerichtete Bars und Cafés. Das hat nicht nur Charme, sondern auch Stil. Das wird nicht jedermanns Geschmack sein, aber die Cafés sind auf jeden Fall einen Besuch wert.

Das „Wohnzimmer“ am Helmholtzplatz (Lettestraße) hat Kultcharakter. Gemütliche Sofas und Sessel, zum Teil schon antik bis trashig, sorgen in diesem Café für das überzeugende Wohnzimmerambiente. Die Möbel wirken runter gekommen, aber nicht „ranzig“. Abends wirken die Wände bei schummrigen  goldfarben. Im Sommer kann man an diesem Eck-Café/Bar schön draußen sitzen. Hier herrscht Selbstbedienung und es kann ein wenig dauern bis man seine Bestellung aufgegeben hat. Hackenschuh-Trägerinnen aufgepasst, die Holzbodendielen weisen große Spalten auf, so dass Sturzgefahr besteht.

"Wohnzimmer"

Wenige Meter vom „Wohnzimmer“ entfernt findet man in der Schliemannstraße 31, das „Intersoup“. Diese location ist Kneipe, Café, Club und Restaurant in einem. Der Name ist Programm: es gibt ein vielfältiges Suppenangebot. Hier finden häufig Livegigs statt oder ein Dj sorgt für gute musikalische Unterhaltung. Auch hier ist  Selbstbedienung. Der Service ist zügig und die Preise für Prenzlauer Berg-Verhältnisse niedrig. Auch geeignet um zu später Stunde zu versacken, dazu laden alte Sofas und Sessel zum lümmeln einfach ein. Eine location, die für Prenzlauer Berg ein Relikt ist.

Neben dem „Wohnzimmer“ gibt es noch eine weitere Eckkneipe in P’berg, die in Sperrmöbelschick ausgestattet ist. Die „Kohlenquelle“ oder auch „Koppe“ genannt befindet sich in der Kopenhagener Str. /Sonnenburger Str. Ein nettes Café mit recht nettem Publikum ist anzutreffen. Genau an der Ecke führt eine Brücke über die Ringbahn und wenn man die „Terrasse“ nutzt, kann man bei sonnigen Wetter, den Kinderboom in Prenzlauer Berg sehr gut nachvollziehen. Das Publikum ist auch nicht nur ganz jung. Auch Leute über 30 Jahren finden hier ihren „Platz“. Eine eigene homepage scheint es nicht zu geben, aber ein Video von der „Koppe“, das eher als eine Hommage für Berlin ist als ein Video über das Café.

Das älteste Café dieser Art dürfte das Café „An einem Sonntag im August“ sein. Hier finden auch Lesungen wie „Erotisches zur Nacht“ statt. Die Preise sind etwas ziviler, erschwinglicher als in den anderen Cafés und dazu liegt es noch sehr günstig gelegen, direkt am Anfang der beliebten „Castingallee“ (Kastanienallee). Hier findet man gemütliche Sofaecken, die das nötige Wohnzimmerflair rüber bringen. Dem einem oder anderen mag das zu „ranzig“ sein. Im Sommer kann man draußen zwischen Liegestühlen und Hollywood-Schaukeln wählen und dabei das bunte Fußvolk beobachten. Das Publikum ist eher jung, überwiegend Studenten, kaum jemand weit über 40 J. Die Bedienung ist eher etwas langsam. Dafür kann man sich für 2,95 Euro am Buffet bedienen.

Im Gegensatz zu den anderen Cafés/Bars hat das Café „Mein Haus am See“ Öffnungszeiten, wie man sie sich in Berlin wünscht: durchgehend geöffnet. Der Name ist ein wenig irreführend, hier liegt weder ein See in der Nähe, noch ist es hier in der Umgebung nur annähernd idyllisch oder ruhig. Dafür ist es innen sehr atmosphärisch und es gibt genug Space. Das Mobiliar besteht überwiegend aus älteren skandinavischen Sitzgruppen. Daneben gibt es noch eine Art Tribüne als Sitzgelegenheit. Draußen gibt es keine Sitzmöglichkeiten.
Sehr zu empfehlen, viell. aufgrund der Süße eher von Frauen bevorzugt, ein Sekt auf Holundersirup. Freundliche Bedienung, dafür sind die Preise leicht „gesalzen“ und an „Mitte“ angepasst.